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PROPHYLAXEGERÄTE

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Wie in der übrigen Zahnmedizin hat auch in der Kieferorthopädie die Prophylaxe einen besonderen Stellenwert. Denn Zahn- und Kieferfehlstellungen sind längst nicht immer genetisch bedingt. Zu etwa 40 Prozent werden sie durch schädigende Angewohnheiten („Habits“) wie langfristigem Daumenlutschen und frühem Zahnverlust hervorgerufen.

Prophylaxegeräte können diese Fehlstellungen verhindern oder zumindest ihre Ausprägung abschwächen. Sie werden im Milchzahngebiss eingesetzt. Nicht immer können sie eine spätere kieferorthopädische Therapie ersetzen, in der Regel aber eine eventuell später notwendige Behandlung vereinfachen.

MUNDVORHOFPLATTE

Eine Mundvorhofplatte besteht aus einem ovalen Mundstück und einem Griff sowie je nach Anwendung einem Zungengitter oder einem Käppchen. Sie dient dazu, kleineren Kindern das Daumenlutschen, die Verwendung eines Schnullers und andere schädigende Angewohnheiten abzugewöhnen. Außerdem kann sie die Mundmuskulatur und das Schlucken trainieren, ständiger Mundatmung entgegen wirken und zu weit nach vorne stehende Schneidezähne nach hinten bewegen.

WANN IST DIE ANPASSUNG EINER MUNDVORHOFPLATTE SINNVOLL?

Lutschgewohnheiten wie der Gebrauch des Schnullers über das dritte Lebensjahr hinaus, Störungen der Lippen- und Zungenmuskulatur (myofunktionelle Dysfunktionen), z. B. falsches Schlucken sowie dauerhafte Mundatmung können das Zahn- und Kieferwachstum stark negativ beeinflussen. Beispielsweise kommt es bei Daumenlutschen bzw. Schnullergebrauch oft zu einem offenen Biss. Mit der Mundvorhofplatte kann dem entgegen gewirkt werden und eine weitere Verschlechterung z. B. eines offenen Bisses verhindert werden. Da sich Zähne und Kiefer in diesem Alter schnell entwickelt, reicht eine Mundvorhofplatte oft sogar als Behandlung aus. Im weiteren Verlauf des Wachstums kann sich die Fehlstellung ohne weitere Behandlung wieder zurückbilden, wenn die Angewohnheit abgelegt wird.

Bei Störungen der Lippen- und Zungenmuskulatur, dauerhafter Mundatmung, einer Zungenfehlfunktion beim Schlucken oder Sprechen sowie Lispeln ist häufig eine ergänzende Behandlung beim Logopäden notwendig. Mögliche Erkrankungen der oberen Atemwege, z. B. Polypen, die die Nasenatmung behindern, sollten gegebenenfalls von einem HNO-Arzt überprüft werden.

WELCHE MUNDVORHOFPLATTEN WERDEN EINGESETZT?

Mundvorhofplatten sind in der Regel vorgefertigt und werden in der passenden Größe für das Kind ausgewählt. Es gibt sie in verschiedenen Versionen, z. B. mit einem Zungengitter, um die Zunge bei einem offenen Biss zurückzuhalten oder mit seitlichen Aufbissen. Mundvorhofplatten sollten nach Möglichkeit nachts und einige Stunden tagsüber getragen werden. Meist werden sie von Kindern gut akzeptiert, auch weil sie ein praktischer Ersatz für den Schnuller sind. Vorzugsweise wird die Mundvorhofplatte ab dem vierten Lebensjahr angewendet.

LÜCKENHALTER

Ein Lückenhalter (oder Platzhalter) dient dazu, fehlende Milchzähne zu ersetzen bzw. ihren Platz im Kiefer so lange freizuhalten, bis die bleibenden Zähne wachsen.

WANN IST DIE ANPASSUNG EINES LÜCKENHALTERS SINNVOLL?

Wenn ein Milchzahn frühzeitig durch eine Karies oder einen Unfall verloren geht, kann bis zu einem Jahr oder länger vergehen, bis der entsprechende bleibende Zahn wächst. In die entstandene Lücke rücken dann oft die anderen bleibenden Zähne, insbesondere wenn die Milcheckzähne oder -backenzähne fehlen: Es entwickelt sich ein Engstand. Darüber hinaus kann ein Fehlen der Schneidezähne zu Lispeln führen. Um dies zu vermeiden, wird ein Lückenhalter angepasst.

Die Anpassung eines Lückenhalters ist außerdem sinnvoll, wenn Zähne von Natur aus fehlen (Nichtanlage von Zähnen) und später z. B. durch ein Implantat ersetzt werden sollen. Der Lückenhalter sorgt dafür, dass sich die übrigen Zähne nicht verschieben.

ARTEN VON LÜCKENHALTERN

Mit einer herausnehmbaren Kinderprothese können mehrere Zähne ersetzt werden, z. B. die fehlenden Schneidezähne nach einem Unfall. Durch die Kinderprothese kann meist vermieden werden, dass das Kind zu lispeln beginnt, was bei frühzeitig fehlenden Schneidezähnen oft der Fall ist. Sie ermöglicht wieder problemloses Abbeißen und Kauen. Außerdem hält sie die Nachbarzähne davon ab, in die Lücke zu rücken.

Herausnehmbare Lückenhalter bestehen aus einer Kunststoffbasis mit bogenförmigen Drähten zur Befestigung an den Zähnen. Sie sehen aus wie herausnehmbare Zahnspangen. Der Unterschied: Sie halten ausschließlich die entsprechende Zahnlücke offen, d.h. sie üben keinen Druck auf Zähne und Kiefer aus und nutzen auch nicht die körpereigenen Kräfte der Mundmuskulatur wie funktionskieferorthopädische Geräte.

Festsitzende Lückenhalter sind kleine Metallrahmen, die in die Zahnlücke eingefügt werden. Sie werden mit speziellem Zahnzement an dem Nachbarzahn befestigt. Sobald der entsprechende bleibende Zahn herauswächst, werden sie wieder entfernt. Da sich Zähne und Kiefer von Kindern schnell entwickeln, wird regelmäßig überprüft, ob der Lückenhalter noch passt. Gegebenenfalls wird er verändert oder neu angefertigt.

WEITERE PROPHYLAXEGERÄTE

Neben Mundvorhofplatten und Lückenhaltern werden auch weitere Prophylaxegeräte eingesetzt, z. B. Trinkplatten (Gaumenplatten) für Säuglinge, die von einer Kiefer-, Lippen-, Gaumenspalte betroffen sind oder Stimulationsplatten bei einer Schwäche der Mundmuskulatur (orofaciale Muskelschwäche).